Nach ihrem Schulabschluss in Ganderkesee hatte die Falkenburgerin zunächst eine Verwaltungsausbildung bei der Stadt Delmenhorst absolviert und ihre Fachhochschulreife nachgeholt. Sodann schlug sie die Beamtenlaufbahn ein und wurde Inspektoranwärterin. „Das war der Vorläufer des heutigen dualen Studiums“, erinnert sich Bande. Weil die Delmenhorster Stadtverwaltung 1983 mit der Weiterbeschäftigung der jungen Beamtin aber „nicht in die Pötte kam“, übernahm kurzum der Vater von Rita Bande das Heft des Handelns.
„Er war Maurer und wurde eigenmächtig bei Ganderkesees Gemeindedirektor Heinz Huhs vorstellig. In breitem Plattdeutsch forderte er ihn auf, mich doch bitteschön einzustellen.“ Huhs habe zunächst mehrfach abgelehnt, es gäbe ja keine Stellen. „Erst als das Wort Inspektor fiel, wurde er hellhörig“, erzählt Bande. „Eine junge Beamtin würde der Gemeinde wohl doch gut zu Gesicht stehen.“ Und so wurde die damals 22-Jährige eingestellt, „ohne, dass ich mich jemals schriftlich bei der Gemeinde bewerben musste“.
Nach zwei Jahren in der Personalabteilung übernahm Bande die Leitung der Abteilung und führte diese fünf Jahre lang bis zur Geburt der ersten Tochter 1990. Nachdem 1995 Tochter Nummer zwei geboren wurde, wäre das Jahrzehnt fast vollständig der Kindererziehung anheimgefallen. „1998 wurde ich allerdings zurückgerufen um die Leitung der Gemeindekasse zu übernehmen“, berichtet die Falkenburgerin. „Das war ein Glücksfall, denn für Zahlen hatte ich schon immer ein Faible.“
Dem Traumjob folgte Ende 2000 „meine größte berufliche Fehlentscheidung“, wie sich die heute 63-Jährige erinnert. „Mir wurde tatsächlich zugetraut, die Verwaltungsleitung der VHS, die in schweren Fahrwassern steckte, zu übernehmen – und das auch noch in Teilzeit. Ein völlig unmögliches Unterfangen.“ Bald schon wurde sie von „Fluchtgedanken“ geplagt. Zur „Fluchthelferin“ wurde schließlich das Rechnungsprüfungsamt im Ganderkeseer Rathaus, wo die Zahlenexpertin schnell Unterschlupf fand und wieder aufblühte.
Aus organisatorischen Gründen folgte 2006 die Versetzung in den Fachdienst Finanzen. „Erst wollte ich das nicht, aber dann wurde es meine berufliche Erfüllung“, berichtet Bande. Schnell erwarb sich die Beamtin im Rathaus den Ehrentitel der „Miss Excel“, die beim Thema Gemeindefinanzen um keine Antwort verlegen ist. „Für mich ist so ein Haushalt das Logischste der Welt, alles ist miteinander verknüpft.“ Nach der Wahl von Matthias Meyer zum Ersten Gemeinderat übernahm Rita Bande 2019 die Fachdienstleitung Finanzen – eine Aufgabe, die sie nach knapp fünf Jahren nun an ihre Kollegin Rena Heinecke weitergibt.
Ihre neu gewonnene Freizeit wird die heimatkundlich interessierte Beamtin, die einst im Rahmen ihres Buchprojektes über Habbrügge und Falkenburg den Standort einer früheren Turmhügelburg entdeckte, zum guten Teil mit ihrem Ehemann Heinfried im Wohnmobil verbringen. „Im Sommer geht es nach Schweden, aber die Ziele werden uns nicht ausgehen.“ Der Grund: „Zum Abschied haben mir die Kolleginnen und Kollegen den weltbesten selbstgeschriebenen Reiseführer geschenkt. 180 Seiten dick – und er ist von vorne bis hinten voll nutzbar.“
Karriere im Rathaus ganz ohne schriftliche Bewerbung
Karriere im Rathaus ganz ohne schriftliche Bewerbung
Rita Bande wechselt in den Ruhestand / Für Gemeindehaushalt zuständig
Nach mehr als vier Jahrzehnten im öffentlichen Dienst ist Rita Bande, zuletzt Fachdienstleiterin Finanzen im Ganderkeseer Rathaus, in der vergangenen Woche von Bürgermeister Ralf Wessel und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet worden. Dass sie fast ihre gesamte berufliche Laufbahn in ihrer Heimatgemeinde absolvieren konnte, hat vor allem mit zwei plattschnackenden Herren zu tun, die sich anfangs so gar nicht einig waren.
Meldung vom 03.05.2024